Notaufnahme in Corona-Zeiten

DGINA-zertifizierte Akutversorgung hat sich auch während des Lockdowns bewährt

Das Ev. Diakonissenkrankenhaus im Klinikverbund AGAPLESION verfügt über eine von der DGINA (Deutsche Gesellschaft für interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin) zertifizierte Notaufnahme. Damit erfüllt das Leipziger Krankenhaus nachweislich höchste internationale Standards. Patienten können hier angepasst an die Schwere ihrer Situation optimal und schnell versorgt werden. Auch in der Zeit des umfassenden Kontaktverbots von Mitte Februar bis Mitte April während der Corona-Pandemie hat sich dieses System bewährt. Das Diako war nicht als COVID-Behandlungszentrum ausgewiesen und konnte die Grund- und Regelversorgung der Bevölkerung jederzeit sicherstellen.

Positive Bilanz

Eine Analyse der Notaufnahme-Daten von Mitte Februar bis Mitte April, die gemeinsam mit der Zentralen Notaufnahme des Universitätsklinikums Leipzig und des Rettungsdienstes Leipzig durchgeführt wurde, ergab, dass in der sächsischen Metropole insgesamt deutlich weniger Notfallpatienten versorgt werden mussten als im selben Zeitraum des Vorjahrs. Die Gründe dafür sind vielschichtig. So kam es generell in Deutschland zu weniger Verkehrsunfällen und Verletzungen. Dabei blieben die Zahlen der Notfallpatienten beim Diako jedoch vergleichsweise stabil - dennoch war die Akutversorgung der Bevölkerung zu keiner Zeit gefährdet.

Dazu der ärztliche Leiter der Notaufnahme, Dr. Robert Stöhr: „Besonders bemerkenswert ist, dass wenngleich die Notaufnahme insgesamt weniger frequentiert war, die Fallzahlen für Schockraumversorgungen und die Zuweisungen auf Intensivstation eher höher waren als in vergleichbaren Zeiträumen. Ebenso mussten nahezu genauso viele Patienten stationär aufgenommen werden wie in anderen Monaten. Das bedeutet, dass unverändert stabile Versorgungsstrukturen nötig sind und der Fallzahlrückgang sich vornehmlich auf weniger schwere Erkrankungen bezogen hat. Es ist also künftig abzusehen, dass ein langfristiges Freihalten von Krankenhausbetten zu Lasten von anderen Erkrankungen stattfinden wird, insbesondere im Bereich der Grund- und Regelversorger.“

Die Struktur der zertifizierten Notaufnahme am Diako

Die interdisziplinäre Notaufnahme des Diako versorgt im Jahr rund um die Uhr ca. 24.000 erwachsene Notfallpatienten. Sie verfügt über einen Schockraum, einen aseptischen OP, einen Aufwachraum sowie über fünf Überwachungs- und Monitoring-Plätze, eine Aufnahme und Beobachtungsstation mit elf Betten ist angegliedert. Die Behandlung erfolgt strikt nach Dringlichkeit. Diese wird nach dem Manchester Triage System gewichtet, einem standardisierten Verfahren zur Ersteinschätzung in der Notaufnahme. So lässt sich der Ansturm der Patienten gezielt steuern: Nach schweren Unfällen geht es häufig um Sekunden, bei leichten Beschwerden ist dagegen weniger Eile geboten. In jedem Fall setzt eine zielgerichtete medizinische und pflegerische Betreuung die sofortige Ersteinschätzung und Festlegung der Behandlungsdringlichkeit voraus. Die Stabilisierung des Patienten sowie die Sofortdiagnostik und eventuell notwendige Soforttherapie erfolgen in Leipzig in einem gut koordinierten Zusammenspiel. Bereits seit 2017 wird hier auf eine einheitliche Dokumentation gesetzt, die die Vorgehensweise für jeden Beteiligten bis ins kleinste Detail eindeutig strukturiert.

Synergien aus Medizin und IT

Das Leipziger Projekt „Big-Data-Analysen zur Prozessteuerung“ wurde vom leitenden Oberarzt Dr. Robert Stöhr gemeinsam mit der Abteilung IT und Organisation durchgeführt und weiterentwickelt. Dabei werden die Patientenströme permanent analysiert. Aktuell stehen dafür weit mehr als 100.000 Patientendatensätze zur Verfügung. Auf dieser Basis wurde eine Dokumentations- und Prozessstruktur für den Umgang mit den Patienten entwickelt. Sie beinhaltet u.a. Prognosen zu Behandlungsausgängen und die Wahrscheinlichkeit einer stationären Aufnahme. So entstand innerhalb von drei Jahren ein Arbeitshandbuch, in dem alle Standards festgehalten werden. Im Unterschied zu üblichen Handbüchern ist dabei die Dokumentation einheitlich und es werden die lokalen Gegebenheiten individuell berücksichtigt. Das eingeführte Qualitätsmanagementsystem und die etablierten Behandlungsprozesse waren die Voraussetzung für die Zertifizierung nach DGINA. Im DGINAZERT-Verfahren wurden neben der strukturierten Patientenversorgung insbesondere die solide studentische Ausbildung und die konsequente Weiterbildung der Mitarbeiter in Mentoring Programmen hervorgehoben sowie die umfassende Auswertung aller Behandlungsprozesse. Auch die eng verzahnte Zusammenarbeit mit Rettungsdiensten und Notärzten wurde lobend erwähnt. Das Verfahren hat sich auch in Zeiten von Corona bewährt. „Wir hatten hier bislang keine Engpässe und konnten Patienten, die akut auf medizinische Hilfe angewiesen sind, optimal versorgen. Das Projekt der zertifizierten Notaufnahme und das objektive Wissen aus Big-Data-Analysen zur Verteilung der im Grunde stets begrenzten Ressourcen einer Notaufnahme hat sich wieder bewährt“, bestätigt Dr. Robert Stöhr.

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