Klimaschutz im OP – mit Narkosegas-Recycling

Diakonissenkrankenhaus Leipzig setzt auf nachhaltige Kreislaufwirtschaft in der Anästhesie

Es grenzt an eine Selbstverständlichkeit, dass Patientinnen und Patienten während ihrer Operation eine Narkose erhalten. Weitgehend unbekannt ist dabei aber die Tatsache, dass die meisten Narkosegase eine gravierende Nebenwirkung haben – sie sind hochgradig klimaschädlich. Im OP-Bereich des Diakonissenkrankenhauses Leipzig wurde deshalb soeben ein nachhaltiges Kreislaufsystem eingeführt, das fortan Treibhausgas-Emissionen verhindert – und zugleich auch noch Betriebskosten einsparen hilft.

Wie aktuelle Studien zeigen, ist der Gesundheitsbereich in den westlichen Industrieländern für acht bis zehn Prozent des gesamten Ausstoßes an Treibhausgasen verantwortlich. In Krankenhäusern kommt dabei insbesondere den Narkosegasen – neben dem anfallenden Müll und den Heizkosten – eine besonders negative Bedeutung zu. Dies zumindest dann, wenn diese über Fortleitungssysteme ungefiltert in die Atmosphäre abgegeben werden. Dies ist nicht nur hierzulande, sondern weltweit in nahezu allen Krankenhäusern noch der Fall.

Vorreiterrolle beim Narkosegas-Recycling

Im Gegensatz dazu setzt das Diakonissenkrankenhaus Leipzig ab sofort und konsequent auf ein Kreislaufsystem, bei dem freigesetzte Narkosegase über spezielle Filter aufgefangen und anschließend einem umfassenden Recyclingprozess zugeführt werden. Mit dem Unternehmen ZeoSys aus Luckenwalde wurde hierfür der geeignete Partner gefunden. Dieser stellt die dafür erforderlichen Spezialfilter zur Verfügung, mit denen alle 17 Anästhesie-Arbeitsplätze im OP-Bereich des Diako frisch ausgestattet worden sind. Sobald der maximale Füllstand eines solchen Filters erreicht ist, wird dieser durch einen neuen ersetzt und der mit Narkosegasen beladene Filter an den Kooperationspartner nach Brandenburg zurückgesandt, wo er vollständig recycelt wird. Es ist hierbei technisch möglich, das im Filter gesammelte Narkosegas zurückzugewinnen und für einen erneuten medizinischen Einsatz aufzubereiten. Auch die leeren Flaschen und anfallenden Plastikreste werden wiederverwertet.

Der Schalter für eine nachhaltige und klimafreundliche Narkoseversorgung ist umgelegt – OP-Manager Dr. Frank Wagner und Techniker Kevin Iseke bei der Abschaltung der für diesen Zweck nun nicht mehr benötigten Druckluftversorgung im Kellerbereich des Diakonissenkrankenhauses Leipzig (Foto: Kay Zimmermann).

„Wir sind sehr stolz, dass es uns mit der Einführung dieses innovativen Kreislaufsystems als einem der ersten Krankenhäuser im mitteldeutschen Raum gelungen ist, ein lang gehegtes Nachhaltigkeitsziel zu erreichen“, sagt Dr. Frank Wagner, der als Leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie auch der OP-Manager im Leipziger Diako ist. „Nachdem wir uns in den vergangenen Jahren intensiv damit befasst haben, Lachgas und andere besonders klimaschädliche Inhalationsnarkotika durch verträglichere Alternativen zu ersetzen, ist dies ein echter Meilenstein in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit.“

Klimaschutz in der Anästhesie rechnet sich auch wirtschaftlich

Und auch aus wirtschaftlichem Blickwinkel dürfte sich die Einführung des neuen Kreislaufsystems zur Narkosegas-Rückgewinnung rechnen. Denn den einmaligen Investitionskosten von rund 30.000 Euro stehen Stromeinsparungen in ungefähr gleicher Größenordnung gegenüber, da keine Druckluft mehr für nun überflüssige Fortleitungssysteme benötigt wird. Abzüglich der laufenden Kosten für die neuen Filtersysteme kann somit im Diakonissenkrankenhaus Leipzig bereits im zweiten Betriebsjahr mit Kosteneinsparungen von rund 25.000 Euro pro Jahr gerechnet werden.

Im mitteldeutschen Verbund von AGAPLESION, dem auch das Leipziger Diako angehört, rückt neben der stetigen qualitativen Weiterentwicklung des medizinischen Versorgungsangebots immer stärker auch der Wunsch und die Bereitschaft in den Fokus, sich insgesamt noch zukunftsfähiger aufzustellen. Aus diesem Grund wurde vor rund einem Jahr die Abteilung Nachhaltigkeit, Beschaffung, Technik und Projektmanagement gegründet, die seitdem standortübergreifend tätig ist. Auch die Einführung des Narkosegas-Recyclings in Leipzig erfolgte in enger Zusammenarbeit von technischen Spezialisten mit den medizinischen Anwendern. Es ist geplant, die gesammelten Projekterfahrungen in naher Zukunft auch für andere AGAPLESION-Standorte nutzbar zu machen.

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